Die technische Ausstattung einer Armbanduhr gehört zu den wesentlichen Kriterien für eine Auswahl. Neben dem Design, dem Material und der Marke gibt es Funktionen, die der Käufer unbedingt haben möchte. Manche anderen sind vielleicht willkommen, aber nicht notwendig. Dann gibt es aber auch noch technische Extras, die man gerade vermeiden möchte. Der Begriff "Komplikation" im Zusammenhang mit einer Armbanduhr ist keineswegs so negativ, wie man meinen möchte. Die Anzeige der Stunde, Minute und Sekunde wird als Grundfunktion einer Uhr angesehen. Unter einer Komplikation einer Armbanduhr versteht man eine Zusatzfunktion, die sich auf das Uhrwerk bezieht. Sie kann es ergänzen oder mit ihm in Wechselwirkung treten.
Diese Definition gilt nur für mechanische Uhren. In diesem Zusammenhang macht die Bezeichnung auch Sinn, denn Erweiterungen der Funktionalität stellen tatsächlich eine Komplikation des mechanischen Werks dar. Zusatzfunktionen einer elektronischen Digitaluhr werden hingegen nicht als Komplikationen bezeichnet.
Die folgenden drei Komplikationen stellen dem Träger Informationen über das Datum zur Verfügung.
Sie gehört wohl zu den bekanntesten und auch praktisch am meisten nachgefragten Komplikationen. Sie zählt die Stunden und dreht alle 24 Stunden eine Datumsanzeige weiter. In der Grundfunktion besitzt diese Anzeige 31 Tage, weswegen in Monaten mit weniger Kalendertagen eine manuelle Verstellung der Anzeige nötig ist.
Nachdem der Kalender keine Wochentage überspringt, handelt es sich hier um eine relativ einfach zu realisierende Komplikation.
Er berücksichtigt die verschiedenen Monatslängen und die Schaltjahre mit einem 29. Februar. In der vollen Ausführung wird auch berücksichtigt, dass die durch hundert teilbaren Jahreszahlen nur dann ein Schaltjahr bezeichnen, wenn sie auch durch 400 teilbar sind.
Dass alle hundert Jahre eine eigene Regel beachtet werden muss macht klar, dass es sich beim ewigen Kalender um eine der aufwendigsten und teuersten Komplikationen einer Uhr handelt.
Der mechanische Aufwand für die Anzeige der Mondphase ist ähnlich wie der für den Wochentag. Auch die Mondphase wird schließlich nie übersprungen, sodass eine einfache Periodizität zur Anzeige vorliegt.
Darunter versteht man den Unterschied zwischen der mittleren und der wahren Sonnenzeit.
Ein Sterntag ist kürzer als ein Sonnentag. Dieser Unterschied ist zwar nur in der Astronomie und der Navigation von Bedeutung, kann aber natürlich auch vom Uhrwerk einer Armbanduhr realisiert werden. Der Unterschied entsteht daraus, dass sich die Erde nicht nur um sich selbst, sondern auch um die Sonne dreht. Sie erreicht also die gleiche Stellung relativ zu den Fixsternen etwas früher, weil sie sich relativ zur Sonne etwas länger drehen muss, um die Bewegung auf der Erdumlaufbahn zu kompensieren. Diese Differenz beträgt ziemlich genau vier Minuten.
Auf einer solchen Anzeige bewegen sich die Zeiger nicht im Kreis, sondern nur über ein Segment eines Kreises. Hat ein solcher Zeiger das Ende des Segments erreicht, springt er wieder zum Ausgangspunkt zurück. Diese Bewegung des Zeigers muss als Komplikation des Uhrwerks realisiert werden, da es nicht einfach um eine andere Beschriftung des Zifferblatts, sondern um eine alternative Bewegung geht.
Diese Anzeige gibt an, wieviel Spannung die Feder des Uhrwerks noch besitzt. Diese Restspannung ist proportional zur verbleibenden Restlaufzeit des Werks.
Hier handelt es sich nicht um eine zusätzliche Anzeige, sondern um eine Erweiterung des Uhrwerks zum Aufzug der Feder. Diese wird durch den Automatikaufzug aus der Kraft der Armbewegung gespannt.
Er erfüllt die Funktion einer Stoppuhr. Bei einer Armbanduhr ist diese Funktion meistens mit kleinen und ins Hauptzifferblatt integrierten Zusatzanzeigen realisiert. Ein Schleppzeigerchronograph besitzt einen zweiten Sekundenzeiger, der eben mitgeschleppt wird und der dem Stoppen von Zwischenzeiten dient.
Weil ein solches relativ viel Platz benötigt, ist auch diese Komplikation aufwendig, selten und teuer. Eine Glocke schlägt regelmäßig oder in der Funktion eines Weckers zu einer einstellbaren Zeit.
Besonders anspruchsvoll ist die Realisierung verschiedener Glockenschläge zu verschiedenen Zeiten. Ein Beispiel dafür ist die Imitation des Uhrwerks am Londoner Westminsterpalast, das jede Viertelstunde eine andere Klangfolge ertönen lässt.
Grundsätzlich ist die Antwort auf diese Frage natürlich individuell und soll das auch sein. Schließlich darf und soll jeder Uhrenbesitzer die gewünschten Funktionen selbst wählen dürfen.
Begründbar ist die Einstufung als Spielerei jedoch dann, wenn eine Funktion über die ganze Lebenszeit eines Besitzers praktisch keinen Unterschied macht oder kaum einen nichttrivialen Informationsgewinn bietet.
Ein Beispiel ist der ewige Kalender, der die Schaltjahresregel betreffend die durch Hundert teilbaren Jahreszahlen berücksichtigt.
Dasselbe gilt für die ewige Mondphasenanzeige, die in über einem Jahrhundert nur einen Tag von der Phase des Monds abweicht. Die Schwierigkeit besteht darin, dass ein Mondzyklus nicht einer ganzen Zahl von Tagen entspricht, sondern etwas länger als 29 Tage und 12 Stunden ist.
Auch eine vierstellige Jahresanzeige ist als Komplikation realisierbar. Diese Zahl ist natürlich nützlich, es dürfte aber kaum vorkommen, dass ein Uhrenbesitzer die ersten zwei Ziffern vergisst. Diese bezeichnen schließlich das Jahrtausend und Jahrhundert der Jahreszahl.
Die Anzeige des Wochentags kann in diesem Zusammenhang wohl als Grenzfall gelten. Sie ist wichtig, wird aber von den meisten Uhrenbesitzern ganz automatisch im Kopf nachgeführt.
Die Sternzeit und Äquation sind zwar nichttriviale Daten. Ihre Anzeige kann trotzdem als Spielerei gelten, da für Anwendungen in der Navigation oder Astronomie die jeweiligen Fachleute eigene Instrumente für diese Daten besitzen und sich dafür kaum auf ihre Armbanduhr verlassen werden.
Uhren mit besonders vielen Komplikationen werden in der Fachsprache der Uhrmacher mit dem französischen Begriff Grande Complication bezeichnet. Diese zwei Worte wurden auch für die Bezeichnung der ersten Uhr in der folgenden Liste gewählt.
Die Hybris Machanica verfügt über 27 und die letzte Uhr der Liste von Franck Muller sogar über 36 Komplikationen.
Fazit
Mit der Verfügbarkeit von elektronischen Digitaluhren für das Handgelenk hat die praktische Bedeutung von Komplikationen einer mechanischen Uhr naturgemäß abgenommen. Das Interesse an Uhren mit Komplikationen ist aber genauso wenig verschwunden wie die Nachfrage nach einfachen, aber elegant und präzise gefertigten mechanischen Armbanduhren. Dass technisch Interessierte dann auch noch Zusatzfunktionen realisiert haben möchten liegt auf der Hand. Mechanische Armbanduhren mit zahlreichen Komplikationen befinden sich genauso am äußersten Rand des technisch Realisierbaren wie die jeweils modernste Technik in jedem anderen Bereich.
Quellen:
de.wikipedia.org/wiki/Komplikation_(Uhrwerk)
de.wikipedia.org/wiki/Grande_Complication
www.watchtime.net/uhren-wissen/die-7-kompliziertesten-komplikationen-einer-uhr/
www.valmano.de/magazin/story/uhr-komplikationen-die-zehn-wichtigsten-zusatzfunktionen