Mechanische Uhr Ganggenauigkeit einstellen

by wbartl
Rückezeiger im Uhrwerk

Ganggenauigkeit bei mechanischen Armbanduhren

Die Ganggenauigkeit spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewertung der Leistung und Qualität mechanischer Uhren. Sie bezieht sich auf die Fähigkeit einer Uhr, die Zeit präzise anzuzeigen. Sie wird von einigen Faktoren beeinflusst und kann teilweise gut reguliert werden.

Grundlagen der Ganggenauigkeit

Die Ganggenauigkeit bezieht sich auf die Abweichung der Uhrzeit einer mechanischen Uhr von der tatsächlichen Zeit. Diese Abweichung kann in Sekunden pro Tag oder in Sekunden pro Woche gemessen werden. Verglichen wird dabei mit einer Uhr, welche die Hochpräzise anzeigt, bspw. eine Atomuhr. Eine präzise Ganggenauigkeit ist entscheidend, um sicherzustellen, dass eine Uhr zuverlässig die Zeit anzeigt.

Sie wird in der Regel unter Laborbedingungen mit Hilfe eines Zeitnormals gemessen. Ein Zeitnormal ist eine hochpräzise Uhr oder ein Quarzreferenzgenerator, der als Referenz für die Messung der Abweichung dient. Die zu testende Uhr wird mit dem Zeitnormal synchronisiert und über einen bestimmten Zeitraum beobachtet. Die gemessenen Abweichungen werden dann analysiert, um die Ganggenauigkeit zu bestimmen. Dabei ist wichtig, dass man einen längeren Zeitraum betrachtet und die Uhr dabei auch möglichst bewegt.

Uhrwerke laufen in verschiedenen Lagen unterschiedlich schnell. Wird die Uhr an der Hand getragen, wird sie mal schneller, mal etwas langsamer laufen. Ungenauigkeiten gleichen sich teilweise aus.

Wichtig ist, dass die Uhr nach einer gewissen Zeitspanne möglichst wenig vom Zeitnormal abweicht.

  • Eine hochpräzise Uhr hat eine Ganggenauigkeit von etwa ±2 bis ±4 Sekunden pro Tag.
  • Eine gute Uhr weist eine Ganggenauigkeit von etwa ±5 bis ±10 Sekunden pro Tag auf.
  • Eine akzeptable Uhr hat eine Ganggenauigkeit von etwa ±10 bis ±20 Sekunden pro Tag.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Werte keine genormten Vorgaben sind, sondern allgemeine Richtlinien und teilweise auch Geschmacksache des jeweiligen Uhrenträgers und die tatsächliche Ganggenauigkeit von verschiedenen Faktoren wie dem Alter der Uhr, der Art der Uhrwerkskonstruktion und den Wartungsbedingungen beeinflusst werden kann.

Ursachen für Ungenauigkeiten bei mechanischen Armbanduhren

Temperatur

Die Temperatur hat einen erheblichen Einfluss auf die Genauigkeit von mechanischen Armbanduhren. Das Uhrwerk besteht aus verschiedenen Metallteilen, die sich bei unterschiedlichen Temperaturen ausdehnen oder zusammenziehen können. Dies kann zu Veränderungen der Ganggenauigkeit führen. Hohe Temperaturen können beispielsweise dazu führen, dass das Uhrwerk schneller läuft, während niedrige Temperaturen zu einer Verlangsamung führen können. Daher ist es wichtig, die Uhr bei konstanter Raumtemperatur zu lagern und vor extremen Temperaturschwankungen zu schützen.

Magnetfelder

Magnetfelder sind eine weitere häufige Ursache. Magnetische Felder können die Bewegung der Unruh, dem Herzstück des Uhrwerks, stören den Lauf der Uhr beeinträchtigen. Eine Magnetisierung des Werks kann beispielsweise durch Magnete in Lautsprechern, Mobiltelefonen oder elektronischen Geräten entstehen.

Alter der mechanischen Armbanduhr

Das Alter einer mechanischen Armbanduhr kann ebenfalls zu Ungenauigkeiten führen. Im Laufe der Zeit können sich verschiedene Teile des Uhrwerks abnutzen oder verformen, was zu einer Beeinträchtigung des Laufs führt. Um diesem Problem entgegenzuwirken, sollten mechanische Armbanduhren regelmäßig gewartet und gegebenenfalls repariert werden.

Verharzte Öle (nötige Revision)

Mechanische Armbanduhren verwenden spezielle Schmieröle, um die Reibung zwischen den beweglichen Teilen zu reduzieren und eine reibungslose Funktion zu gewährleisten. Im Laufe der Zeit können diese Öle vor allem bei alten Armbanduhren jedoch verharzen und ihre schmierenden Eigenschaften verlieren. Verharzte Öle erhöhen die Reibung im Uhrwerk, was zu Ungenauigkeiten führen kann. Neuere Uhrwerke haben dieses Problem kaum mehr, weil bessere Öle verwendet werden.

Eine regelmäßige Revision der Uhr, bei der die verharzten Öle entfernt und durch frische ersetzt werden, ist daher unerlässlich, um die Genauigkeit der Uhr aufrechtzuerhalten.

Methoden zur Einstellung der Ganggenauigkeit

Verstellen der Unruh

Die gängiste Variante der Justierung. Die Unruh ist ein wichtiges Bauteil in mechanischen Uhren, das für die Schwingungsfrequenz verantwortlich ist. Um die Ganggenauigkeit einer Uhr zu verbessern, kann die Unruh feinjustiert werden. Dies wird normalerweise durch das Verstellen der sogenannten „Unruhspirale“ über einen kleinen Rückezeiger im Werk erreicht. Durch Veränderungen der Spirale kann die Schwingungsfrequenz der Unruh erhöht oder verringert werden. Wer sich selbst daran wagt, sei gewarnt, bereits ganz winziges Verstellen um wenige Zehntelmillimeter haben eine Auswirkung im Sekundenbereich.

Revision des Uhrwerks durch einen Uhrmacher

Eine umfassende Revision kann die Ganggenauigkeit enorm verbessern. Bei dieser Methode wird das gesamte Uhrwerk auseinandergenommen, gereinigt, geölt und wieder zusammengebaut. Während des Prozesses werden alle beweglichen Teile überprüft und bei Bedarf repariert oder ausgetauscht. Eine gründliche Revision stellt sicher, dass alle Komponenten ordnungsgemäß funktionieren und mögliche Störfaktoren beseitigt werden.

Fazit

Die Ganggenauigkeit ist von entscheidender Bedeutung für mechanische Uhren und hat einen direkten Einfluss auf ihre Zuverlässigkeit und Genauigkeit. Um die Ganggenauigkeit zu erhalten und präzise Zeitmessung sicherzustellen, ist es wichtig, dass Uhrenliebhaber ihre Uhren regelmäßig warten lassen. Die Einstellung der Ganggenauigkeit erfordert präzise Methoden und Fachkenntnisse, wie das Verstellen der Unruh, die Regulierung der Federkraft oder die Revision des Uhrwerks.

Foto: Depositphotos.com @ dkART

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