Gangreserve

Armbanduhr - Gangreserve

Armbanduhren haben eine lange Tradition. Die erste Armbanduhr wurde im Jahr 1810 als Breguet-Uhr, damals noch ohne Gangreserveanzeige, für die Königin von Neapel gefertigt. Armbanduhren zeigen die Uhrzeit und erfreuen sich als Schmuckstück und Statussymbol großer Beliebtheit.

Das, was so simpel erscheint, funktioniert auf Basis einer komplexen Technik. Wer sich schon einmal ein Uhrwerk angesehen hat, der weiß, warum ein Uhrmacher profundes Wissen benötigt, um diese feingliedrigen Teile der Uhr funktionsfähig zu machen. In vielen Armbanduhren verstecken sich wichtige Ausstattungsmerkmale, die das komplexe Uhrensystem um nützliche Funktionen erweitern, die Komplikationen. Eine der wichtigsten Eigenschaften einer Armbanduhr ist aber die Gangreserve.

Was bedeutet die Gangreserve bei einer Uhr?

Alle technischen Geräte benötigen Energie, um ihre Leistung zu erbringen. So ist es auch bei der mechanischen Armbanduhr. Sie erhält ihre Energie über die gespannte Zugfeder, die sich im Federhaus befindet. Über die Aufzugskrone am Uhrenrand wird diese Zugfeder beim Aufziehen gespannt.

Bei Automatik-Uhrwerken erfolgt dieses Aufziehen über einen Rotor, der sich wegen der Schwerkraft bewegt. Die Zeitspanne, die eine Uhr nach vollständigem Aufzug der Zugfeder bis zum Stillstand läuft, bezeichnet man in der Uhrenfachwelt als Gangautonomie oder Gangdauer. Im allgemeinen Sprachgebrauch sprechen die Uhrenkenner aber von der Gangreserve.

Manche Uhren verfügen über eine Anzeige dieser Gangreserve, damit Sie als Uhrenträger immer wissen, wieviel Zeit übrigbleibt, bis die Uhr vollständig abgelaufen ist und in Folge stehenbleibt.

Wie erfolgt die Anzeige der Gangreserve?

Bei den meisten Armbanduhren übernimmt ein zusätzlicher Zeiger die Anzeige der Gangreserve. Dieser Zeiger ist über ein Getriebe fest mit dem Aufzugsmechanismus der Uhr verbunden. Dieser Zeiger nutzt eine eigene Skala. Mit dem Aufziehen der Uhr begibt sich dieser Zeiger an den Anfang der Skala. Verliert die Zugfeder langsam an Kraft, so wandert der Zeiger an das andere Ende dieser Skala.

Bei historischen Uhrentypen erhielten die jeweiligen Skalenenden zum besseren Überblick die Bezeichnungen ‚Auf‘ (für Aufgezogen) und ‚Ab‘ (für abgelaufen). Diese Bezeichnungen haben noch heute bei vielen namhaften Uhrenmarken ihren festen Platz auf dem Zifferblatt.

Empfehlung für eine hohe Ganggenauigkeit

Wenn die Uhr durch ihren Lauf an Energie verliert, kann es gegen Ende des Ablaufs passieren, dass die Uhr ungenauer wird. Bei voll aufgezogener Feder ist die Kraft am größten. Bei fast komplett entspannter Zugfeder, wird diese Kraft sehr schwach.

Um eine möglichst hohe Ganggenauigkeit zu erreichen, empfiehlt es sich, die Gangreserve nie vollständig auszuschöpfen. Ein altes Sprichwort ausgemachter Uhrenkenner besagt: „Je gespannter die Uhrenfeder bleibt, umso gleichmäßiger verläuft der Gang der Uhr.“

Aus diesem Grund bietet die Gangreserveanzeige dem Uhrenträger einen großen Mehrwert. Sie weist äußerst präzise darauf hin, wann die Uhr wieder aufgezogen werden muss. Nicht umsonst waren Gangreserveanzeigen ihrem Ursprung nach in Eisenbahner-Taschenuhren sowie in Präzisionszeitmessern, wie dem Marinechronometer, eingebaut.

Andere Formen der Anzeige der Gangreserve

Es gibt aber auch spannendere Versionen von Gangreserveanzeigen. So ist es bei der ‚Soonow Drop Three‘ von HYT der Fall. Ein Auge eines farbigen Totenkopfes dient dabei als Gangreserveanzeige.

Die Uhren der ‚Meister Gangreserve Edition 160‘ der Uhrenmarke Junghans setzen bei der Anzeige ganz auf Farbe. In einem kleinen Sichtfenster auf dem Ziffernblatt. wird die Anzeige bei abnehmender Spannung der Zugfeder farblich immer intensiver und unübersehbar, während sie am Anfang, direkt nach dem Aufziehen der Uhr, noch im Verborgenen weilt.

Uhrenfans von Panerai-Manufakturuhren finden den Ausweis der Gangreserve in waagerechter linearer Form mit Hilfe eines Zahnrechens auf vielen Uhrenmodellen, wie der ‚Luminor Panerai Chrono Monopulsante 8 Giorni GMT Blu Notte‘.

Wie sieht es bei Uhren ohne Gangreserveanzeige aus?

Für Uhren ohne Gangreserveanzeige erfährt man die Gangreserve aus der Bedienungsanleitung. Sie können so eine Uhr aber auch vollständig aufziehen und ablaufen lassen. Die Zeitspanne bis zum Stehenbleiben ist dann die Gangreserve.

Besteht ein Unterschied in der Gangreserve zwischen Automatik-Uhren und Uhren mit Handaufzug?

Grundsätzlich haben Armbanduhren mit Handaufzug genauso wie auch Automatik Uhren eine bestimmte Gangreserve. Nach dieser Zeitspanne bleibt eine vorher voll aufgezogene Uhr stehen.

Die Automatik Uhr wird jedoch, wenn sie getragen wird, durch die Bewegung des Trägers immer wieder aufgezogen. Sie bleibt daher nur stehen, wenn die Uhr für eine längere Zeit (länger als die Gangreserve) nicht getragen wird und ruhig liegen bleibt.

Die erste Uhr mit Gangreserveanzeige

Im Jahr 1933 versuchten sich die Uhrenmarke Breguet und ihr gleichnamiger Erfinder an einem Prototyp für eine Armbanduhr mit Gangreserveanzeige. 1948 schlug die Gangreserveanzeige von Jaeger-LeCoultre hohe Wellen bei einem breit gefächerten Publikum. Ein echter Durchbruch gelang kurze Zeit später mit der ersten Serienarmbanduhr, die durch eine relativ zuverlässige Anzeige der Federspannung punkten konnte. Die Uhr trug den hoffnungsvollen Namen ‚Powermatic‚. Diese wird heute noch in verbesserter Ausführung von namhaften Uhrenveteranen, wie Tissot, angeboten.

Welche Armbanduhren sind bekannt für eine lange Gangreserve?

Uhren mit langer Gangreserve finden sich sowohl im Luxussegment als auch in erschwinglichen Preisklassen. Einige aktuelle Armbanduhren mit langer Gangreserve für Sie in der Übersicht:

Tudor North Flag (70 Stunden Gangreserve, angezeigt in einer gelben halbmondförmigen Skala auf der linken Seite des Ziffernblattes)

A. Lange & Söhne 1815 Auf/Ab (historisches Meisterwerk aus 1815 mit 72 Stunden Gangreserve)

IWC Big Pilot’s Top Gun (7-Tage-Uhrwerk mit kleinem Geheimnis unter dem Zifferblatt: Diese Automatik-Uhr ist für eine Gangreserveanzeige von 8 Tagen ausgelegt. Jedoch schaltet sie sich bereits nach 7 Tagen ab, um die Ganggenauigkeit so präzise wie möglich zu erhalten)

Union Glashütte ‚Noramis‘ Gangreserve (Automatik-Uhr mit Retro-Eleganz; die Gangreserve über den Rotoraufzug bietet 40 Stunden Zeitvergnügen.

Panerai PAM 233 Luminor (Schick-schlichte Uhr mit hochwertigem Manufaktur-Uhrwerk, deren Gangreserve satte 8 Tage durchhält. Die Gangreserveanzeige erfolgt über ein lineares Display auf dem Ziffernblatt.).

Fazit

Jede Uhr hat eine die Gangreserve, nämlich jene Zeitspanne, die eine Uhr von Vollaufzug bis zum Stillstand läuft.

Die Gangreserveanzeige wird auf einer Skala im Halbkreis, durch einen zusätzlichen Zeiger oder über ein lineares Display sichtbar gemacht. Durch diese Anzeige weiß der Träger, wann es an der Zeit ist, die Uhr wieder aufzuziehen.

Foto: Depositphotos.com – norgallery

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