Lünette einer Armbanduhr

by wbartl
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Armbanduhr mit Lünette

Eine Lünette (aus dem Französischen von „lunette“) ist die Ziffernblattumrandung einer Uhr. Bei den meisten Uhren wird das Zifferblatt durch ein robustes Glas geschützt, damit sich die Zeiger ungehindert bewegen können. Das Glas wird insbesondere bei Kleinuhren (Armbanduhren, Taschenuhren) in die Nut einer Lünette eingefasst. Die Lünette ist damit Bestandteil des Uhrgehäuses. Lünetten werden beispielsweise aus Titan, Edelstahl, Karbonfaser, Keramik oder früher aus Bronze gefertigt. Neben ihrer schützenden und stabilisierenden Funktion haben sie auch eine zierende Wirkung. Historische Modelle verfügen zum Beispiel häufig über geometrische Ziergravuren (Guilloche). In Großuhren wie Standuhren wird das Uhrglas oftmals frontseitig in eine Holztür des Uhrgehäuses montiert. Die Lünette ist damit nicht Trägerin des Uhrglases. Der Zierreif rund um das Ziffernblatt hat bei diesen Uhren somit keine besondere Funktion. Tisch- oder Küchenuhren haben meist keine verglasten Holzgehäuse. Stattdessen schützt eine mit der Glasscheibe durch ein Pressverfahren verbundene Lünette das Zifferblatt. Mit einem Scharnier versehen lassen sich diese Klapplünetten zum Stellen der Zeiger öffnen.

Funktionen der Lünette bei Kleinuhren

Unterschiedliche Ausführungen in Abhängigkeit vom Uhrentyp erfüllen unterschiedliche Funktionen ergänzend zur Zeitanzeige. Die Skalierung auf der Lünette oder auf dem Zifferblatt ist daher von der jeweiligen Zusatzfunktion der Uhr abhängig. Auf dem Korpus des Uhrengehäuses befindet sich ein zifferblattseitig montierter Ring. Dieser ist entweder fest mit dem Uhrengehäuse verbunden oder drehbar. Sowohl auf der festen als auch auf der drehbaren Lünette lassen sich Skalen platzieren, die die Anzeige, Messung und Berechnung verschiedener Parameter und Formeln zulassen. In der drehbaren Variante eignet sich die Lünette für die Markierung von Uhrzeiten, so ist unter anderem die Anzeige weiterer Lokalzeiten möglich. Lünetten zur Zeitzonenanzeige zeigen in der Regel eine 24-Stunden-Skala an und sind in beide Richtungen drehbar. Ein zweiter Stundenzeiger umrundet das Zifferblatt einmal täglich, auf der Lünette wird dadurch eine weitere Uhrzeit angezeigt. Um die Himmelsrichtung zu bestimmen, wird der Stundenanzeiger der Lünette zur Zeitzonenanzeige auf die Sonne gerichtet. Voraussetzung für das Gelingen ist, dass beide Zeiger die gleiche Uhrzeit anzeigen. Der 24-Stundenzeiger zeigt dann nach Norden. Einige Modelle dienen der Schnelleinstellung von Alarmzeiten. Wegen ihrer Drehbarkeit können Lünetten aber auch bei der Addition und Subtraktion helfen, mithilfe ihrer Skalierung dividieren und multiplizieren sie.

Lünette an Taucheruhren

An Drehlünetten kann die Tauchzeit markiert werden, indem vor dem Abtauchen die Lünette entsprechend eingestellt wird. Während des Tauchvorgangs kann auf diese Weise die Dauer der Tauchzeit abgelesen werden. Spezielle Taucheruhren erlauben die Drehung der Lünette nur entgegen dem Uhrzeigersinn. Bei versehentlichem Verstellen ist deshalb die Anzeige einer zu großen Zeitreserve nicht möglich. Das ist überlebenswichtig, damit ein rechtzeitiges Auftauchen sichergestellt ist. Für die bessere Ablesbarkeit unter Wasser haben zeitgemäße Modelle inzwischen häufig einen Leuchtpunkt oder ein sich farblich abhebendes Zifferblatt und eine durchgehende Minutenteilung.

Lünetten an Chronographen

Chronographen haben zusätzliche Funktionen, die eine Lünette augenscheinlich nutzlos machen. Doch unter Wasser beispielsweise dürfen keinesfalls die kleinen Drücker an einem Chronographen benutzt werden. Darüber hinaus lässt sich die Minutenanzeige auf dem kleinen Zifferblatt des Chronographen größeren Tiefen beim Tauchen oder beim Sport schwer ablesen. Zusätzlich mit Lünetten ausgestattet sind deshalb zum Beispiel Chronographen mit Pulsometer-Skala, die die Pulsfrequenz messen oder mit Asthmometer für die Messung der Atemfrequenz. Eine Tachymeter-Skala in Sportuhren misst die Durchschnittsgeschwindigkeit per Division der Messgröße durch die gemessene Zeit in Sekunden einschließlich des anschließendem Ausmultiplizierens mit 3600 Sekunden/h (um die entsprechende Einheit pro Stunde zu errechnen. Für diese drei beispielhaft genannten Messvarianten muss die Lünette nicht zwangsläufig drehbar sein, die Skalen können daher auch auf das Zifferblatt aufgedruckt sein.

Lünetten als Rechenhilfe und an der Fliegeruhr

Die Fliegeruhr ist einer der häufigsten Uhrentypen mit Drehlünette. Die Drehung ist in beide Richtungen möglich. Die zusätzliche Minutenskala wird von nach Sichtflugregeln fliegenden Piloten als weitere Navigationshilfe genutzt, indem beim Start eine Ausrichtung des Minutenzeigers auf den Nullpunkt erfolgt. Die Lünette zählt somit die Flugminuten und hilft bei der Einhaltung geplanter Routen.
Mithilfe von Lünetten sind zügige Berechnungen ähnlich des Vorgehens mit einer Rechenscheibe oder einem Rechenschieber durchführbar. Solche Rechenschieber-Lünetten nutzen beispielsweise Piloten, um nautische Meilen umzurechnen: Eine Größe kann auf dem äußeren Zahlenring auf die Meilenskalierung (linker Zifferblattrand) eingestellt werden. Auf dem Drehring lassen sich schließlich auf 12 Uhr die Kilometer ablesen. Auch die Lösung von Aufgaben der Grundrechenarten und – sofern die Umrechnungsformeln bekannt sind – weiterer Berechnungen mittels Dreisatz sind möglich, so beispielhaft für die Umrechnung von Einheiten oder Währungen. Notwendig ist dafür eine logarithmische Skala auf der Rechenschieber-Lünette. Die außenliegende Skala auf der Lünette zählt dabei von 10 bis 100. Weiterhin gibt es eine innere Skala auf dem Zifferblatt. Bedeutsam ist die speziell markierte „10“ auf der innenliegenden Skala. Die Multiplikation funktioniert, indem auf der äußeren Skala die erste Zahl der Rechenaufgabe über die markierte „10“ gedreht wird. Auf der inneren Skala wird die zweite Zahl der Multiplikationsaufgabe verwendet, um an der dieser gegenüberliegenden Zahl das Ergebnis abzulesen. Dividiert wird, indem auf der äußeren Skala die Zahl, die geteilt werden soll (Dividend), über die zweite Zahl, durch die geteilt wird (Divisor), auf der inneren Skala gedreht wird. Oberhalb der markierten „10“ des Innenrings ist das Ergebnis der Divisionsaufgabe ablesbar. Für die Rechnung mit einstelligen Zahlen wird auf der Lünette die Zahl 0 gedanklich entfernt.

Die Lünette als Kompass

Einige Drehlünetten verfügen über eine Richtungsanzeige auf einer 360°-Skala und haben Markierungen für die Himmelsrichtungen Norden, Süden, Osten und Westen sowie dazwischen liegende Winkelgrade. Damit ist es Piloten und Pilotinnen möglich, einen Kurs auf die Zwölf zu drehen und sich diesen auf diese Weise zu merken. Auf der Sechs lässt sich damit auch der Gegenkurs ablesen, was beim Anflug auf einen Flughafen hilfreich sein kann. Die Funktion bietet eine sinnvolle Ergänzung zu den heute gängigen digitalen Anzeigemöglichkeiten im Cockpit.

Die Lünette für den Countdown beim Sport

Lünetten mit rückwärts laufenden Minutenskalen zählen bis zu einem festgelegten Nullpunkt herunter, verbleibende Zeiten lassen sich schnell ablesen. Mittels beidseitig drehbarer Lünetten und einer Countdown-Einteilung lassen sich auch mehrere Ereignisse genau timen. Die Countdown-Lünette eignet sich deshalb auch für die Messung alltäglicher Kurzzeiten.

In der Vereinigung von Funktion und Design werden Uhren durch verzierte oder zurückhaltend schlicht gestaltete Lünetten zum multifunktionalen Accessoire mit einem besonderen Akzent. Die Verbindung verschiedener Nützlichkeiten erleichtert mit der korrekten Anwendung Berechnungen und Messungen. Im alltäglichen Regelfall finden einige vielfältige Einsatzmöglichkeiten einer Lünette jedoch keine Anwendung mehr. Einige modische Armbanduhren haben inzwischen drehbare Lünetten ohne direkte Funktionalität zu reinen Zierzwecken, mit denen man z.B. die Farbe dem jeweiligen Anlass und Outfit anpassen kann.

Quellen u.a.:
www.wikipedia.de

www.watchtime.net

Foto: Oleksandr Delyk – Fotolia.com

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