Beobachtungsuhren

by wbartl
Pilot mit Armbanduhr

Bis ungefähr zum Jahr 1970 gab es in der Astrometrie und der geodätischen Astronomie Arten von Uhren, die typischen Beobachtungsuhren in ihren Funktionen ähnelten. Die zu dieser Zeit eingesetzten Arbeitsuhren dienten als Botschafter zwischen Messinstrument und Zeitzeichen. Der Begriff „Beobachtungsuhr“ definiert eine tragbare Taschenuhr für navigatorische Einsätze. Nicht jede Uhr durfte den Namen „Beobachtungsuhr“ tragen, da die Zulassung nur über ein amtliches Zertifikat erfolgte.

Die Anfänge der auch als B-Uhr oder Deckuhr bezeichneten Geräte liegen im 18. Jahrhundert, einer Zeit, in der die Beobachtungsuhr unterschiedliche Disziplinen der Zeitmessung erfüllte. Als hochpräzise Zeitmesser für genaue Zeitbestimmung, beispielsweise in der Astronomie und im Militär, unterliegen Beobachtungsuhren strengen Qualitätsstandards. Unter verschiedenen Bedingungen müssen Deckuhren die Zeit zuverlässig und sehr präzise messen.

Geschichte der Beobachtungsuhren

In der Vergangenheit benötigten hauptsächlich Militär und Wissenschaft Beobachtungsuhren, jedoch gelingt die Differenzierung zwischen beiden Nutzungsgebieten nur bedingt.

Als wesentliche militärische Komponente gilt die Ortung von Streitkräften, besonders auf den Weltmeeren, wo exakte Zeitbestimmung notwendig ist. Im letzten Regierungsjahr der ehemaligen englischen Königin Anne Stuart erließ das Parlament eine Ausschreibung: Demjenigen, der die geografische Länge auf hoher See exakt bestimmen kann, versprach das Parlament hohes Preisgeld. Für diesen „Act of Parliament“ gründete die damalige englische Regierung die „Board of Longitude“, eine Sonderkommission.

Entwicklung der ersten Beobachtungsuhren

In den Anfängen galten seetaugliche Uhren des Tischlers, Erfinders und Uhrmachers John Harrison als erste Exemplare der Beobachtungsuhren. Diese mechanischen Uhren benötigten auf Schiffen eine geeignete Aufhängung, die die Schiffsbewegungen ausgleichen. Hier setzte der Neuenburger Uhrmacher Ferdinand Berthoud an und entwickelte etwa 1790 eine Art Taschenuhr, deren kardanische Aufhängung den Anforderungen auf hoher See gerecht wurde.

Uhrmacher dieser Zeit lagerten die präzise gefertigten Uhrwerke auf durchschnittlich 19 Steinen, die die Reibung des empfindlichen Uhrwerks effektiv vermindern. Die akkurate Bauweise allein genügt nicht, um die Uhr als B-Uhr benennen zu dürfen. Hierfür ist der amtliche Gangschein notwendig, den die Behörde nach Abschluss verschiedener Prüfung vergibt. Einige Modelle, wie die Glashütter Beobachtungsuhr, unterliegen der Prüfung im Gang- und Temperaturverhalten sowie im Lagerverhalten. Dieses Chronometerzertifikat umfasst 60 Tage und geht einer 12-tägigen kleineren Prüfung voraus.

Bedeutung von Beobachtungsuhren in der Seefahrt

Etwa ab 1780 wurden Beobachtungsuhren leistungsfähiger. Wegen ihrer Lageempfindlichkeit hängten Seemänner diese Uhren kardanisch auf und lagerten sie stationär. In der Seefahrt erfüllten die akkuraten B-Uhren unterschiedliche Zwecke.

Vor Beginn einer Reise auf See musste das Seechronometer mit der lokalen Zeit eines Hafens synchronisiert werden. Die Synchronisierung der Zeit gelang nur, wenn der Längengrad des Hafens bekannt war. Auf astronomischer Basis führten Seefahrer die Zeitmessung mit einer in der Sternwarte ortsfest aufgestellten Präzisionspendeluhr durch.

An Bord selbst war die Längenbestimmung schwer, da die Seefahrer eine ganggenaue transportierbare kleine Uhr benötigten. Die Mannschaft setzte die Deck- oder Beobachtungsuhr zu Berechnungen und Messungen an Deck ein. Überdies fanden gegen Ende des 18. Jahrhunderts Forschungsexpeditionen statt, für deren Orts- und Zeitmessung die Seefahrer Taschenchronometer oder Präzisionstaschenuhren verwendeten.

Aufbau und Funktion von Beobachtungsuhren

Damit diese Spezialuhr ihre navigatorischen Funktionen verlässlich erfüllt, müssen Hersteller besondere Bauteile in das Gehäuse integrieren. Die wichtigen mechanischen Komponenten einer Beobachtungsuhr gewährleisten akkurate Messungen unter den erschwerten Bedingungen auf See.

Mechanische Komponenten von Beobachtungsuhren

Werk: Beobachtungsuhren des 20. Jahrhunderts geben Aufschluss über die technische Entwicklung des Uhrenbaus. Die präzise gebauten Uhrwerke lagern auf 16 bis 22 Steinen und verfügen über eine Schweizer Ankerhemmung oder Spitzzahnankerhemmung (betrifft nur die englischen Modelle).

Zifferblatt: Zu den Spezialitäten der Beobachtungsuhr gehört die klare Erkennbarkeit der Indikationen von Zahlen. Für die Verwendung von Beobachtungsuhren auf Seefahrten wurde im Zifferblatt eine Gangreserveanzeige benötigt. Diese Anzeige offenbart die übrige Zeit bis zum Stillstand der Mechanik und gibt somit zu erkennen, wann die Uhr erneut aufgezogen werden muss.

Funktionsweise von Beobachtungsuhren

Die komplexe Konstruktion einer Beobachtungsuhr ermöglicht die genaue Funktionsweise und die präzise Anzeige auf dem Zifferblatt. Direkt unter dem Zifferblatt liegt das große Auf-Ab-Rad und dessen Antrieb. Eine Welle verbindet das Antriebsrad mit der Scheibe, gehalten durch einen Stift.

Wenn Sie eine Beobachtungsuhr aufziehen, geschieht Folgendes: Über ein Zwischenrad wirkt die Aufziehbewegung zum Auf-und-Ab-Werk. Somit ziehen Sie die B-Uhr auf und die Uhr kann weiterlaufen. Beim Ablaufen treibt das Federhaus im Uhrwerk das Zahnrad an, während das Aufzugrad ruht.

Arten von Beobachtungsuhren

Zu den unterschiedlichen Arten von Beobachtungsuhren gehören Schiffsuhren, wasserdichte und strapazierfähige Chronografen. Mit diesen Beobachtungsuhren können Seefahrer astronomische Phänomene verfolgen.

Marinechronometer

Marinechronometer, auch unter den Namen Längenuhr und Schiffschronometer bekannt, dienen der Bestimmung geografischer Längen. Erst mit Erscheinen dieser Schiffsuhr konnten Seefahrer den Längengrad auf hoher See zum ersten Mal ausreichend präzise bestimmen. Die robusten Uhren zeichnen sich durch Stoßfestigkeit aus, um den extremen Bedingungen auf hoher See standzuhalten.

Deckchronometer

Das Deckchronometer ist eine Sonderform des Marinechronometers, das auf dem Schiffsdeck fest verankert ist. Die stoßfeste Deckuhr ist darauf ausgelegt, die strapaziösen Bedingungen auf See auszuhalten.

Bedeutung von Beobachtungsuhren heute

Wurden Beobachtungsuhren in der Vergangenheit nur zu bestimmten Zwecken verwendet, haben sie heute eine vielseitige Bedeutung. Hauptsächlich dienen sie der Zeitmessung, aber werden zunehmend auch als Accessoire getragen. Mit einer Beobachtungsuhr am Handgelenk drücken Sie Persönlichkeit und Stil aus. Heutzutage gibt es Beobachtungsuhren als Smartwatches, mit denen Sie beispielsweise Ihre Gesundheit und Konnektivität überwachen können.

Verwendung von Beobachtungsuhren in der modernen Navigation

In der modernen Navigation setzen Menschen Beobachtungsuhren vor allem in der Luft- und Raumfahrt ein. Dabei ermitteln die Beteiligten die Zeit präzise und berechnen auf diese Weise die Position von Flugrouten. Fliegeruhren bieten Flugtechnikern und Navigatoren exakten Zeitangaben, die der akkuraten Berechnung und der sicheren Flugleitung dienen.

Sammlerwert von Beobachtungsuhren

Hersteller bieten heute zwar Beobachtungsuhren in ihrem Sortiment an, allerdings handelt es sich bei diesen Exemplaren meist um einfache Uhren im Design einer Fliegeruhr. Für diese Uhren bezahlen Sie gerade einmal ein paar hundert Euro. Mehr Geld kosten authentische Beobachtungsuhren aus den 30er und 40er Jahren, zum Beispiel kostet eine gut erhaltene und restaurierte Laco-Beobachtungsuhr durchschnittlich 6.500 Euro. Die Preise für Beobachtungsuhren variieren je nach Art und Zustand, aber mit einem Durchschnittspreis von 7.000 bis 8.000 Euro müssen Sie rechnen.

Fazit

Beobachtungsuhren sind nicht einfach nur Zeitmesser, sondern historische Schöpfungen, die in der Vergangenheit eine wichtige Position in der Navigation und in der Luftfahrt einnehmen. Alle Beobachtungsuhren verkörpern Akkuratesse und Handwerkskunst, was die hohen Sammlerpreise rechtfertigt. Sammler begehren diese Raritäten und bezahlen gerne einen entsprechenden Preis für Liebhaberstücke.

Foto: Depositphotos.com @ VitalikRadko

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