Eine derzeit äußerst beliebte Komplikation bei den Armbanduhren ist der Chronograph. Der Chronograph ist ein Mechanismus, bei dem mit dem Druck auf einen oder zwei Drücker, welche am Gehäuse der Uhr befestigt sind, ein eigener Zeiger in Bewegung gesetzt wird, wieder gestoppt wird und auch auf Null gesetzt werden kann. Auf diese Weise kann man die Zeitdauer stoppen, ohne die Zeiger, welche die Uhrzeit anzeigen, zu beeinflussen. Das ist ein wichtiger Punkt, der den Chronographen von der Stoppuhr unterscheidet. Das Messen der Zeitspanne (sprich das stoppen) muss unabhängig von der Anzeige der Uhrzeit erfolgen.
Charakteristisch für Chronographen ist die etwas größere Bauweise gegenüber einer klassischen 2-Zeiger Armbanduhr. Erkennbar ist ein Chronograph an seinen sich seitlich der Uhr befindlichen Einstellknöpfen.
Chronograph bedeutet Zeitschreiber, womit eine Armbanduhr gemeint ist, die über eine Stoppfunktion verfügt.
Chronograph Geschichte
Beschäftigen wir uns mit der Geschichte des Chronographen, müssen wir bis in das 18. Jahrhundert zurückgehen. Denn Jean Moïse Pouzeit, Uhrmacher aus Genf, produzierte 1776 erstmals eine Uhr mit einem Sekundenzeiger, angetrieben von einem getrennt vom Uhrwerk arbeitenden Federhaus. Damit ließ sich der Sekundenzeiger auch anhalten.
Daraufhin entwickelte der aus Frankreich stammende Uhrmacher Louis Moinet 1816 eine Uhr mit einem zentralen Sekundenzeiger. Zusätzlich zeichnete sich seine Uhr durch zwei ergänzende Hilfszifferblätter aus. Eines mit Sekunden- und Minutenanzeige. Ein weiteres konnte die Stunden anzeigen. Mithilfe von Drucktasten ließen sich Kurzzeitmessungen starten, stoppen und zurückstellen.
Erstmals stellte Nicolas Rieussec im Jahre 1821 einen Chronographen vor, bei dem sich das Ziffernblatt um den Zeiger drehte. Zeitgleich diente der Chronograph als Schreiber für die vergangenen Sekunden und Minuten. Verbesserungen konnte Frederick Louis Fatton durch ein feststehendes Ziffernblatt vorbringen. Dabei drehten sich die Schreibzeiger.
Nach einer in Österreich konzipierten Uhr mit einzeln stoppbarem Sekundenzeiger erfand 1844 ein Franzose eine leicht funktionierende Nullstell-Funktion. Erstmalig auf der Londoner Weltausstellung 18 Jahre darauf präsentierte sich ein Chronograph mit diesem Mechanismus.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verkleinerten sich die Chronographen derart, dass sie als Armbanduhren tragbar wurden.
Chronographen und ihre Funktion
Eine Weiterentwicklung des Chronographen besteht in der Rattrapante. Dabei laufen zwei Zeiger – so genannte Schleppzeiger. Der erste Schleppzeiger lässt sich stoppen, während der zweite weiterläuft. Somit ist es möglich, den zweiten Zeiger eigenständig zu stoppen. Damit können beispielsweise Zeiten von zwei Läufern zur gleichen Zeit gemessen werden.
Nicht selten besitzt ein Chronograph kleine Hilfsziffernblätter. Diese werden als Totalisatoren bezeichnet. Analoguhren mit Stoppfunktion benötigen allgemein mehr als ein Ziffernblatt. Auf dem Hauptziffernblatt befinden sich weitere Hilfsziffernblätter. Diese Totalisatoren sind in der Regel symmetrisch angeordnet. Und zwar bei zwei Hilfsziffernblättern – abhängig vom Uhrenmodell – nebeneinander oder übereinander. Oder bei drei Totalisatoren auch mittig übereinander und auf der linken Seite das dritte Hilfsziffernblatt, sowie übereinander angeordnet und das dritte Hilfszifferblatt mittig darunter.
Mit Hilfe der kleinen Zifferblätter lassen sich neben den Sekunden auch Minuten und Stunden anzeigen. Letzteres geschieht, sowie der Sekundenzeiger seinen Lauf über die Minute nimmt. Aber auch, wenn die Stoppfunktion keine oder nur selten Anwendung findet, zählt der Chronograph zu den beliebten Alternativen zur Armbanduhr.
Oft befinden sich auf dem Zifferblatt noch verschiedene Mondphasen, Wochentage oder Monate. Dabei variiert die Zahl der Hilfsziffernblätter, abhängig vom Design und den Funktionen der Uhr. Des Öfteren finden sich drei zusätzliche Zifferblätter auf dem Chronographen.
Auch ein Flyback Chronograph weist maßgebliche Vorteile auf. Einst in der militärischen Luftfahrt zuhause verkürzt der Flyback den Stoppvorgang. Und zwar so, dass eine laufende Messung keiner Unterbrechung bedarf. Mithilfe des zweiten Drückers lässt sich der Zeiger sofort auf Null zurücksetzen. Nach Loslassen desselben startet eine neue Messung.
Zudem existieren Chronographen, in denen ein Höhenmesser, Kompass oder sogar Funktionen für Taucher eingebaut sind. Nicht selten ist ein Chronograph mit einem Quarzuhrwerk oder einem mechanischen Uhrwerk versehen. Sehr oft findet sich neben der Stoppfunktion eine Tachymeterskala. Jene ermöglicht es dem Träger, unter anderem Geschwindigkeiten zu berechnen.
Chronograph und Unterschied zum Chronometer
Oftmals kommt es zu Verwechslungen mit dem Chronometer. Ein Chronometer misst aber nur die Uhrzeit sehr präzise. Ursprünglich fanden Chronometer in der Schifffahrt ihren Einsatz. Heute gilt eine Uhr ausschließlich dann als Chronometer, wenn diese die Prüfung des COSC – Schweizer Observatorium Contrôle officiel suisse des chronomètres – bestanden wurde. (vgl. dazu „Chronometer vs. Chronograph„)
Chronograph als Handaufzug, Automatik oder Quarz
Wie sich eine mechanische Uhr aufziehen lässt, hängt von den Vorlieben des Trägers ab. Am beliebtesten ist der automatische Aufzug. Damit kann der Besitzer des Chronographen auf das oftmals als lästig empfundene manuelle Aufziehen der Uhr verzichten. Denn normalerweise muss eine mechanische Uhr immer wieder aufgezogen werden. Sonst bleibt sie stehen, ein Ablesen der Uhrzeit ist nicht mehr möglich. Damit dies nicht geschieht stellte der automatische Aufzug eine wahre Revolution dar. Man spricht dann von einer Automatikuhr.
Hierbei dreht ein Zentralrotor sich stets hin und her. Durch diese Bewegungen des Rotors zieht sich die Uhr auf. Damit sich der Rotor drehen kann, muss allerdings die Uhr in Bewegung sein. Denn durch die Lageveränderung kann die Schwerkraft direkt auf den Rotor einwirken. In Bewegung ist eine Automatikuhr nur dann, wenn diese getragen wird. Liegt sie jedoch, beispielsweise bei Sammlern, ausschließlich in der Vitrine, bewegt die Uhr sich nicht. In diesem Fall hat der automatische Aufzug keinen Vorteil für den Besitzer.
Demzufolge eignen sich Chronographen mit automatischem Aufzug nur dann, wenn die Uhr regelmäßig getragen wird. Anderenfalls lohnt es sich, auf eine Armbanduhr mit Handaufzug zurückzugreifen.
Wie lässt sich der Chronograph auf Null stellen?
Mittels Druck auf einen der am Gehäuse des Chronographen angebrachten beiden Drücker lässt sich ein separater Zeiger in Bewegung setzen. Ebenso lässt dieser sich stoppen und auf Null zurücksetzen. Dabei bewegen sich die für die Uhrzeit-Anzeige verantwortlichen Zeiger nicht. Dies ist der Unterschied zwischen einer Stoppuhr und einem Chronographen.
Diese Möglichkeit findet in den meisten Fällen bei sportlichen Wettbewerben Anwendung, beispielsweise einem Marathon- oder Staffellauf. Ein Chronograph erfreut sich besonders bei Herren großer Beliebtheit. Denn sie trumpfen gern mit ihrem Wissen bei komplizierter Technik auf. Allerdings bei der Handhabung haben viele dann doch Probleme, hauptsächlich bezüglich der Zeigernullstellung.
Mittels der sich direkt am Uhrengehäuse befindlichen Drücker lässt sich die praktische Stoppfunktion nutzen. Meistens handelt es sich beim oberen Drücker um den Start- sowie Stoppknopf. Beim Zurückstellen des Chronographen auf die Ausgangsstellung findet der untere Drücker Verwendung. Wenn der Zeiger dabei nicht auf die Zwölf zurückfällt, vermuten viele Männer einen Defekt. Damit liegen sie jedoch falsch.
Armbanduhren mit Stoppfunktion lassen sich aus jeder Ausgangsposition starten. Sofern der Chronograph dennoch auf Null zurückgesetzt werden soll, sprechen Uhrmacher von der Zeigernullstellung.
Uhrenträger können den Stoppzeiger auch immer mitlaufen lassen. In diesem Fall übernimmt dieser die Funktion des Sekundenzeigers. Allerdings kann es im Laufe der Zeit, aufgrund der hohen Anzahl an beweglichen Teilen im Uhrwerk, zu einem schnelleren Verschleiß der einzelnen Bauteile kommen. Darüber hinaus kann ein ständig laufender Chronograph die Ganggenauigkeit negativ beeinflussen.
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